Schmolke Zeitfahrcup 2009

Eine Rennserie im Rheingau, bestehend aus 3 Zeitfahren: 2 flachen Einzelzeitfahren im Aartal und einem Bergzeitfahren nach Presberg (mir wäre es umgekehrt ja lieber gewesen)

1. Rennen: Einzelzeitfahren im Aartal 19.04.2009

Mein erstes Rennen 2009, und es sollte auch für längere Zeit mein letztes sein.

Wegen Rückenbeschwerden hatte ich das ganze Jahr und schon seit Dezember kaum trainieren können, war auch 2 Wochen im Krankenhaus gewesen, was aber auch keine wesentliche Besserung brachte. Trotzdem fuhr ich das Zeitfahren im Aartal ohne richtige Vorbereitung aus drei Gründen:

  1. Ich wollte endlich mal das neue Zeitfahrrad ausprobieren, das ich mir Ende letzten Jahres aufgebaut hatte
  2. machte ich mir Hoffnungen, zumindest bis zum zweiten Rennen im Juli einigermaßen fit zu sein, und wollte mir nicht alle Chancen auf einen guten Platz in der Gesamtwertung der Rennserie, bestehend aus 3 Teilen, verbauen
  3. wollte ich halt mal sehen, wie weit man mit kaum Vorbereitung kommt.

Ergebnis: 8. Platz Herren 2 mit einem Schnitt von 47,68 km/h

Damit konnte ich eigentlich ganz zufrieden sein. Aber ein paar Wochen danach war erstmal wieder Schluss mit Radfahren, ich musste nochmal ins Krankenhaus und diesmal unter's Messer. Die Operation brachte endlich eine Befreiung von den Schmerzen, doch danach war dann für 4 Wochen erstmal Pause angesagt, bevor ich wieder ins Training einstieg mit dem Ziel, mich peu a peu wieder ans Rennradfahren heranzutasten und dann gezielt auf das nächste Schmolke-Rennen vorzubereiten. Das Problem war, die Rückenmuskeln dabei nicht zu überlasten und trotz etlicher Tausend fehlender Grundlagenkilometer die für Bergzeitfahren nötige Kraftausdauer aufzubauen.


2. Rennen: Bergzeitfahren nach Presberg 11.07.2009

Als Prüfpunkt für den aktuellen Trainingszustand diente mir während der 4 Wochen Vorbereitung die Steigung von Kiedrich nach Hausen, die seit einiger Zeit als "inoffizielle Bergrennstrecke" dient und wegen von Unbekannten angebrachter Markierungen oben und unten eine genaue Zeitmessung der rund 300 Höhenmeter auf knapp 4 km erlaubt. Von anfänglich über 20 Minuten gingen die Zeiten schnell runter auf um die 15. Jede Woche standen am Wochenende zunehmend schwere Bergtrainingsfahrten auf dem Programm, Mittwochs oder Samstags wurde nach einem Ruhetag die "Hausen-Zeit" gemessen. Eine Woche vor dem Rennen nahm ich mir die Strecke zuletzt im Renntempo vor und kam auf 12:26 – immer noch 1:30 langsamer als meiner 2008er Bestzeit, aber ein annehmbarer Zwischenstand. Eine letzte harte Tour mit Thomas am Sonntag über Hausen und etliche kleinere Hügelchen zum Feldberg – rund 2200 Höhenmeter auf 150 Kilometer – sollte dann den letzten Schliff geben. Danach war ich wirklich platt und versuchte mich nur noch zu erholen, bis auf eine schnellere Fahrt ins Büro am Donnerstag als "Vorbelastung".

Und es hat geklappt: 1. Platz insgesamt beim Rennen in Presberg!

Zeit: 15:23:46

Bilder © www.rtf-fotos.de und RSV Wiesbaden

Auch Reni war während meiner Krankheitsphase etwas unmotiviert oder begleitete mich auf drögen Wanderungen / Spaziergängen als Trainingsersatz und liegt deshalb weit hinter ihrer sonstigen Form (s. Hausen-Teststrecke!), kam aber doch noch auf einen guten 3. Platz.

Fast noch schöner als das BZF war allerdings die Rückfahrt über Hausen, wo's noch ein paar heftige Sprintattacken mit Thomas und Roland gab. Das kommt 'raus, wenn man am Vorabend die Tour-Zusammenfassung guckt...

Schade nur, dass Thomas, der Drückeberger, sich nicht angemeldet hat und Presberg "nur so" und ohne Zeitnahme gefahren ist. Eine 16er-Zeit und damit ein Podestplätzchen hätte ich ihm schon zugetraut. Immerhin kam er zu Besuch ins Ziel und konnte uns in Presberg noch beim Kuchenvertilgen helfen...



3. Rennen: Einzelzeitfahren im Aartal 13.09.2009

Bis zum 3. Rennen war ich schon ganz gut wiederhergestellt. Im August hatten wir unseren traditionellen Alpen-Urlaub absolviert: knapp 3 Wochen mit dem Reiserad durch Pfalz, Vogesen, Schweizer Alpen (Höhepunkt wieder mal die erweiterte Runde von Innertkirchen aus mit Grimsel, Nufenen, Gotthard und Susten, 170 km und 5000 Höhenmeter). In der zweiten Woche fühlte ich mich endlich wieder richtig fit und konnte mir das Tempo am Berg eigentlich nach Belieben aussuchen – mit Verve hochfliegen oder mich einfach nur gemütlich hochtragen lassen. Allein hatte ich in der dritten Woche noch einen Abstecher in die Österreicher Alpen und in die Dolomiten unternommen, mit u. a. Timmelsjoch-Jaufenpaß-Penser Joch an einem Tag. Danach fühlte ich mich dann doch etwas ausgelaugt, aber es dauert halt immer ein bisschen, bis nach so einem Mammutprogramm die "Superkompensation" zu wirken anfängt.

Jetzt wollte ich also mal testen, was beim Fahren im Flachen tatsächlich möglich ist. Am Rad wurde auch noch etwas optimiert, der Lenker so tief wie mögoch gestellt, für das Hinterrad hatte ich mir die genial einfachen Wheelbuilder Disc Covers besorgt, mit denen man für wenig Geld aus den Zipps ein Scheibenrad basteln kann. Leider ging die Erprobung mit Roland auf der B9 in die Hose: wir gerieten zuerst in ein solches Unwetter, dass das Rad im stürmischen Seitenwind fast unfahrbar wurde, dann hatte ich auch noch einen Platten und musste feststellen, dass ich kaum an das Ventil herankam. Erst nach ewiger Zeit konnte ich mit gewechseltem Schlauchreifen weiterfahren, das Training war damit eigentlich im Eimer.

Beim Rennen sollte ich als Zweitletzter der Herren-2-Klasse starten, Armin Fischer als Favorit 30 Sekunden nach mir. Wenn er mich nicht vor der Hälfte der Strecke überholte, würde der Abstand also unter einer Minute bleiben, das sollte mein Ziel sein. Die Zeiten würden allerdings insgesamt wohl etwas schlechter als im Frühjahr sein, da wir im Gegensatz zu damals jetzt leichten Gegenwind statt Rückenwind hatten.

Tatsächlich kam er erst im letzten Drittel vorbei, und zu meiner Überraschung merkte ich, dass ich wohl bisher noch ein wenig auf Reserve gefahren war. Beim Blick auf den Tacho hatte ich immer 48-52 km/h gesehen, nicht merkbar mehr als vor ein paar Monaten, aber das dem Gegenwind zugeschrieben. Oder war ich doch nicht so viel fitter als damals, trotz der vielen (Berg-) Kilometer seitdem? Wie auch immer, jetzt merkte ich, dass ich doch noch einen Zahn zulegen konnte. Jedenfalls kam Armin nicht mehr als 100 Meter weg. Was jetzt? Ich wollte mich ja nicht dem Verdacht des Windschattenfahrens aussetzen, aber als ich dann tatsächlich wieder näher kam, dachte ich mir: wenn schon, dann mit Konsequenz. Also überholte ich ihn 1 oder 2 km vor dem Ziel wieder, legte eine Art verlängerten Endspurt hin, und am Ende kam so nur ein Abstand von 28 Sekunden zwischen uns heraus, weniger als ich für möglich gehalten hätte. Damit reichte es dann für den 2. Platz in der AK, denn ausser Armin war nur noch der (erneute) Sieger der Herren-1, Sebastian Wolf, schneller. Angesichts meines für Zeitfahrer vergleichbaren "Fliegengewichts" von knapp 63 kg ganz ordentlich.

Ergebnis also: Platz 2 Herren-2 mit einer Zeit von 24:27.02 für die 20 leicht abfallenden km, Schnitt 49,07 km/h

Damit war dann auch der 2. Platz in der Gesamtwertung des Schmolke-Cups gesichert, was mir einen zweiten Gutschein für eine Leistungsdiagnostik einbrachte – na ja, dann hat sich die Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für Reni schon mal erledigt...

Irgendwann aber muss nochmal die 50 vor dem Schnitt stehen...

Bilder © www.rtf-fotos.de und RSV Wiesbaden

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